Gemeinschaftsverpflegung

Unentgeltlichkeit führt nicht zwangsläufig zum Lohnzufluss

Eine Ärztin schaut auf ein Tablet
10 Feb. 2016

Als Unternehmer müssen Sie auch die grundlegenden Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter im Auge behalten - so zum Beispiel die Verpflegung bei längeren Außeneinsätzen. Inwieweit die unentgeltliche Mahlzeitengestellung lohnsteuerlich zu berücksichtigen ist, hat kürzlich das Finanzgericht Hamburg (FG) untersucht.

Hier hatte nämlich der Betreiber eines Offshore-Windparks seine Angestellten jeweils 14 Tage am Stück auf eine Umspannplattform auf dem offenen Meer entsandt. Mangels anderer Alternativen kümmerte er sich dabei um die Gemeinschaftsverpflegung, welche über einen externen Caterer organisiert war. Das Finanzamt setzte das unentgeltlich bereitgestellte Essen als weiteren Vorteil aus der Arbeitnehmertätigkeit an und unterwarf diesen Sachbezug der Lohnsteuer.

Die Richter des FG sahen das jedoch anders: Es ist zwar richtig, dass die unentgeltliche Bereitstellung von Mahlzeiten einen Vorteil für die Arbeitnehmer darstellt. Allerdings tragen hier die außergewöhnlichen Umstände dazu bei, dass dieser Vorteil in den Hintergrund rückt. Es wäre nämlich wirtschaftlich weder sinnvoll, die Arbeitnehmer täglich per Hubschrauber zurückzufliegen, noch, ihnen eigene Kochstellen bereitzustellen, nur damit sie keiner Gemeinschaftsverpflegung bedürfen. Dagegen sprechen logistische wie auch hygienische Gründe. Die Gemeinschaftsverpflegung beruht im Streitfall also auf dem überwiegend betrieblichen Interesse des Arbeitgebers an einer effektiven Gestaltung der Betriebsabläufe.

Dass jede Mahlzeit Kosten von ca. 21,50 € verursacht hatte, konnte aufgrund der Einfachheit der Mahlzeiten vernachlässigt werden und war ausschließlich der aufwendigen Logistik bzw. dem Personaleinsatz geschuldet. An sich entsprachen die Mahlzeiten dem Standard der Offshore-Verköstigung. Die Klage des Arbeitgebers gegen die Versteuerung der Mahlzeitengestellung als Arbeitslohn hatte daher Erfolg.

Hinweis: Schicken auch Sie Ihre Arbeitnehmer regelmäßig auf Außeneinsätze und möchten eine geeignete Verpflegung sicherstellen? Wie, wann, was und wie viel versteuert werden muss, besprechen wir am besten in einem persönlichen Beratungstermin.

Das könnte Sie interessieren

25Nov.2017

Biogasanlage: Rückgabe von Pflanzenresten ist keine unentgeltliche Wertabgabe

Nach dem deutschen Umsatzsteuerrecht müssen Unternehmer eine sogenannte unentgeltliche Wertabgabe versteuern, wenn sie Gegenstände ihres Unternehmens unentgeltlich zuwenden.Hinweis: ...

Mehr erfahren
22Aug.2017

Namensnutzung: Was darf unentgeltlich überlassen werden?

Genauso wie eine natürliche Person als Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft dieser gegenüber oftmals Dienstleistungen unentgeltlich erbringt oder Nutzungen verbilligt ...

Mehr erfahren
17Okt.2018

Gemischt genutztes Grundstück: Aufteilung des Vorsteuerabzugs und Höhe der unentgeltlichen Wertabgabe

Das Finanzgericht Münster (FG) hat kürzlich zur Höhe des Vorsteuerabzugs bei gemischt genutzten Grundstücken sowie bei einer unentgeltlichen Wertabgabe bei Selbstnutzung ...

Mehr erfahren
05Nov.2015

Unentgeltliches Erbbaurecht: Keine Anschaffung durch Erbbauzinsverpflichtung

Als privater Grundstücksbesitzer haben Sie sicher bereits gehört, dass der Veräußerungsgewinn bei einem Grundstücksverkauf regelmäßig nicht versteuert wird, sofern ...

Mehr erfahren
05Juni2015

Verrechenbarer Verlust: Wer bekommt den Verlust bei unentgeltlicher Anteilsübertragung?

Als Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft (KG) haben Sie bestimmt schon einmal vom verrechenbaren Verlust gehört. So bezeichnet man den anteiligen Verlust der Gesellschafter, ...

Mehr erfahren
05Juni2015

Verrechenbarer Verlust: Wer bekommt den Verlust bei unentgeltlicher Anteilsübertragung?

Als Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft (KG) haben Sie bestimmt schon einmal vom verrechenbaren Verlust gehört. So bezeichnet man den anteiligen Verlust der Gesellschafter, ...

Mehr erfahren