Die Legalisierung von Cannabis wird von der Apothekerschaft überwiegend kritisch gesehen. Dies geht aus der aktuellen Ausgabe des Apothekenkonjunkturindex APOkix des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH Köln) hervor, der als Stimmungsbarometer des deutschen Apothekenmarktes fungiert.
Für einen Großteil der Befragten (80 %) spielt die Abgabe von Medizinalcannabis bisher keine oder nur eine geringe Rolle. Insgesamt bewerten 74 % die Legalisierung negativ, während der Gesetzesänderung gegenüber nur 14 % neutral und 12 % positiv eingestellt sind. Vier von fünf Befragten sehen in der Legalisierung Risiken für ihre Apotheken (83 %).
Die Bedenken der Apothekerschaft betreffen vor allem Unsicherheiten und den zusätzlichen Aufwand bei der Abgabe von Cannabisprodukten. So befürchten 71 % der Befragten fragwürdige Rezeptverordnungen über verschiedene Internetplattformen und einen erhöhten Beratungs- und Prüfungsaufwand bei Privatrezepten (45 %). Zudem sehen rund 45 % rechtliche Unsicherheiten, 25 % befürchten negative Auswirkungen auf das Apothekenimage.
Nur knapp 19 % der Befragten sehen durch die Legalisierung Chancen für Apotheken. Etwa 11 % erkennen Potenziale in der Erweiterung des Produkt- und Beratungsangebots und 9 % erwarten Umsatzsteigerungen durch die Abgabe von Medizinalcannabis auf Rezept. Seit der Legalisierung verzeichnet mehr als ein Drittel der Apotheken verstärkte Kundenanfragen zum Thema Cannabis und zu Cannabisprodukten (37 %). Einige hoffen, durch die geänderte Gesetzeslage neue Kundengruppen zu gewinnen (7 %). Ungeachtet der betrieblichen Interessen sind 40 % der Befragten der Meinung, dass Apotheken künftig eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Bevölkerung über den sicheren Umgang mit Cannabis spielen werden.
Im Mai zeigte sich die Stimmung der befragten Apothekeninhaber gedämpfter als im Vormonat: Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage sank von 67,9 Punkten auf 61,3 Punkte. Auch die Geschäftserwartungen wurden mit einem Rückgang von 48,1 Punkten im April auf 34 Punkte im Mai kritischer bewertet. Im Vergleich zum Mai 2023 verloren beide Indizes rund zehn Punkte.
Hinweis: Das IFH Köln ist ein Marktforschungs- und Beratungsunternehmen. In monatlichen Onlineumfragen ermittelt es die Einschätzungen von Apothekeninhabern zur aktuellen und erwarteten Umsatzlage.